Wir haben entschieden einige Berichte unserer Mitglieder, die Sachwalter sind, zu sammeln, welche diese delikate Rolle in den Zeiten der derzeitigen Notsituation aufgrund des Covid Virus ausüben. Die Ausgangssperre gibt Anlass von Kritikpunkten , aber sie gibt auch die Möglichkeit neue wirksamere Arbeitsmethoden kennen zu lernen, die die Bürokratie entschlacken könnten. Die Schwierigkeiten bestehen darin, dass die Fortbewegung eingeschränkt ist, wobei die Wichtigkeit eines Netzwerkes der Sachwalter, Behörden, Institutionen und Diensten für die Kommunikation und Zusammenarbeit hervorgehoben wird.
Hier spricht nun Sachwalter G, welcher seit Jahren Mitglied ist und als Experte auf dem Gebiet bezeichnet werden kann.
Hallo G. schön Dich zu hören. Wie viel Sachwalterschaften hast Du übernommen?
Momentan sind es 15. Leider sind zwei vor kurzem verstorben.
Wo leben deine begünstigten Personen?
Einige leben Zuhause, betreut von einer Pflegekraft, andere leben im Altersheim. Eine Person in einer Einrichtung für psychisch Kranke. Nicht zu vergessen ist mein Betreuter, der obdachlos ist, und welcher aufgrund der Einschränkungen der Regierung zur Zeit nicht wenig Schwierigkeiten hat.
Hast du telefonischen Kontakt mit ihnen? Wie verlaufen diese Momente? Haben sie Angst?
Die meisten von Ihnen höre ich jeden Tag. Wenn Sie mich nicht anrufen, melde ich mich bei ihnen. Ich versuche die Kontakte zu intensivieren und Ausgeglichenheit und positives Denken zu vermitteln. Mit einigen mache ich Videoanrufe mittels Tablets der Betreuer. Natürlich kann ich sie zu Zeit nicht besuchen. Einige sind erschrocken und ängstlich. Da ich momentan auch einige Gesundheitsprobleme habe, sind es oft meine begünstigten Personen die mich auffordern Zuhause zubleiben und auf mich aufzupassen.
Hat sich deren Gesundheitssituation verschlechtert?
Nur eine meiner Begünstigten, die an einer psychischen Erkrankung leider, hat diese ganze Situation nicht gut verkraftet, und hat zudem einige auffällige Symptome gezeigt, so dass sie vorsorglich isoliert wurde. Das tut mir leid. Ich weiß sie jedoch in guten Händen.
An dieser Stelle will ich klar stellen, dass das gesamte Gesundheitspersonal, die Ärzte, die Krankenpfleger, ständig zur Verfügung stehen, und trotz Quarantäne einige Personen von Krankenpflegern und Ärzte Zuhause betreut wurden, vor allem bei der Verabreichung von besonderen Therapien.
Und du, wie fühlst du dich in dieser Situation?
Ich versuche die positive Seite dieser Situation zu sehen, vor allem bin ich ziemlich ruhig. Ich weiß, dass ich vor der Notsituation gut gearbeitet habe.
Erzähle uns von den Schwierigkeiten, durch den Umstand nicht aus dem Haus gehen zu können. Schaffst du es deine Aufgaben als Sachwalter zu erfüllen?
Unbestritten gibt es Schwierigkeiten, trotzdem schaffe ich es, mich um alles zu kümmern, vor allem weil ich schon von der Ausgangssperre ein soziales Netzwerk aufgebaut habe, welches mir hilft, die Situation der begünstigten Personen unter Kontrolle zu haben. Ich glaube das ist mein Geheimnis: Vertrauenspersonen haben, die regelmäßig die Situation überprüfen, auch wenn ich mich persönlich nicht darum kümmern kann. Dies ist fundamental, gerade in dieser Situation. Ich habe badanten, Nachbarn und Familienangehörige, die mich benachrichtigen, wenn etwas nicht passt. Außerdem sind vertrauenswürdige badante Teil dieses Netzwerkes, die sich um kleinere Dinge und den Einkauf kümmern. Wer mir am meisten Sorgen macht ist der obdachlose Begünstigte. Die Aufnahmeeinrichtungen, wo er sich tagsüber aufhielt, sind nun geschlossen, und lediglich für ein paar Stunden geöffnet. Er wurde schon einige Male von den Ordnungskräften angehalten. Zum Glück habe ich Kontakte zu sehr guten Sozialassistenten, die ihm helfen.
Gibt es einige Tätigkeiten, die du verschieben musstest? Welche?
Vor allem die Tätigkeiten, die mit dem Gericht zusammenhängen. Momentan bleibt alles stehen, aber ich muss einen Antrag auf Verkauf einer Wohnung und einen Rechenschaftsbericht hinterlegen. Zudem muss ich mich mich um eine Hinterbliebenenrente kümmern.
Gelingt es dir die telefonischen Kontakte mit den Ämtern, Banken, Patronaten, Sozialsprengel etc. aufrecht zu erhalten? Welche Maßnahmen haben Sie getroffen?
Ja. Die Korrespondenz und die Präsentierung von Anträgen ist effizienter als vorher. Auch nach der Situation des Coronavirus sollten wir die telematischen Möglichkeiten nutzen. So würde viel Zeit gespart, die man in Zeit für die zwischenmenschliche Beziehung mit der begünstigten Person investieren könnte.
Wie bist Du hinsichtlich der Bargeldbehebungen organisiert?
Das ist der problematischste Punkt, aber auch hier habe ich Lösungen gefunden. Zum Beispiel strecke ich das Geld für einen Begünstigten in einem Altenheim vor. Ich mache eine Überweisung an das Altenheim, und das Personal dort händigt das Geld aus. Ich habe auch einige Dingen bei den Banken abgeändert und habe die badanten zu Behebungen ermächtigt, oder ich habe es so eingerichtet, dass die wöchentliche Behebung von einigen Personen nun stattdessen einmal im Monat gemacht wird, so dass sie nur einmal aus dem Haus gehen müssen. Andere werden durch die Lebenshilfe oder Caritas versorgt. Auf jeden Fall haben einige Banken viel Bereitschaft gezeigt, die Dingen zu erledigen, andere weniger. Im Großen und Ganzen habe ich es geschafft, alles ohne große Schwierigkeiten zu erledigen. Natürlich muss ich nächstes Jahr diese ganzen "speziellen" Geldbewegungen im Rechenschaftsbericht darlegen.
Hast Du einige Dinge hinsichtlich der Dinge des täglichen Lebens für Deine Begünstigten geregelt (zum Beispiel einkaufen etc.)? Wie hast du das gemacht?
Ich habe keine neuen Dienste in Anspruch genommen, ich habe genug vertrauenswürdige Personen. Die Personen in meinem Netzwerk haben ein goldenes Herz. Sie machen als ehrenamtlich.
Möchtest Du ein paar Anleitungen oder Ratschläge für andere Sachwalter geben, um diese schwierige Situation zu meistern?
Versucht Eure begünstigten Personen soweit wie möglich zu beruhigen, zeigt Eure Präsenz. Wenn Sie Extras verlangen, zeigt Euch großzügig, auch vielleicht hinsichtlich einer zusätzlichen Telefonaufladung oder ein zusätzliches Paket Zigaretten. Habt keine Angst Aufgaben weiter zu delegieren, sucht Euch so viel Hilfe, wie möglich. Aktiviert den Dienst des Betriebs für Sozialdienste im Rahmen der Covid 19 Situation für die Begünstigten, die in Bozen leben. Nutzt die Ausgangssperre um Dokumente und Kassazettel zu ordnen, und um einen chronologischen Tätigkeitsbericht der Tätigkeiten zu verfassen. Das ist gut investierte Zeit und hilft Eure eigene Tätigkeit zu überwachen. Momentan hat man Zeit um seine Arbeitsmethode zu überdenken, als Sachwalter und als Privatperson.