Das Thema, das ich heute behandeln will, liegt inzwischen unserem Team sehr am Herzen, es muss sich aber mit einer komplexen Realität auseinandersetzen, sowohl in rechtlicher, praktischer, ethischer als auch emotionaler Hinsicht.
„Was tun, wenn ein älterer Mensch keine Betreuerin akzeptiert und auch nicht in ein Altersheim gehen will?“ Als Verein haben wir öfters mit solchen Situationen zu tun, bei denen der ältere Mensch sich nicht der eigenen Bedürfnisse und der eingeschränkten kognitiven Fähigkeiten als Folge seiner Krankheit bewusst ist. Die kritischste Phase bezieht sich auf einen Zeitrahmen, in dem der ältere Mensch in bestimmten Situationen noch vollständig fähig ist, seinen eigenen Willen auszudrücken, gleichzeitig aber die wichtige Eigenständigkeit in Bezug auf die normalen täglichen Tätigkeiten, wie Kochen, Wäsche waschen, im Sommer den Mantel anziehen oder nicht, verloren hat.
Es ist klar, dass unter diesen Umständen ein älterer Mensch unterstützt werden muss. Aber welche Unterstützung ist die geeigneteste? Kann man einen älteren Menschen zwingen die Dienste einer Betreuerin in Anspruch zu nehmen oder, noch drastischer, ihn zwingen, in ein Altersheim zu ziehen? Wem steht diese Entscheidung zu, dem Arzt? Dem Verwandten? Dem Verein für Sachwalterschaft? Dem Vormundschaftsrichter? Den Sozialdiensten? Wir befinden uns mit einer unserer Begünstigten in dieser Lage, wo keine Institution die Verantwortung der Wahl, gegen ihren Willen, übernehmen will. Jede Wahl entzieht dem älteren Menschen seine eigene Freiheit. Schränkt die vom älteren Menschen beanspruchte Freiheit die Freiheiten der anderen ein? Sicher! Bis zu welchem Punkt ist dies annehmbar? Die beste Lösung wäre die Einstellung einer Betreuerin, die sich zusammen mit dem älteren Menschen um die täglichen Belange kümmert. Eine Lösung, die nur teilweise seine Freiheit einengt. Denke, dies könnte ein guter Kompromiss sein, kann jedoch Probleme mit der Akzeptanz der Betreuerin mit sich bringen. Die Eingliederung dieser Person muss schrittweise und rücksichtsvoll erfolgen, dazu braucht es Ausdauer und Geduld und man muss versuchen, ein Vertrauensverhältnis zwischen der älteren Person und der Betreuerin aufzubauen, trotz mnemonischer Beinträchtigung. Feingefühl, Respekt, Vertrauen und viel Geduld sind die Voraussetzungen, damit diese Situationen bestmöglichst gemeistert werden können. Einen Ausweg aus den Frustrationen zu finden, denen man auf diesen Wegen begegnet ist uns Ansporn genug, diesen Weg sicher weiterzugehen.